Materie und Raum erlebe ich als Bildhauer nicht als Gegensatz, sondern als eine Einheit, als fortlaufendes Kontinuum von unterschiedlicher Dichte. Deshalb spreche ich von der RAUMMATERIE. Gefrorenes Wasser kann man als Eisblock in die Hand nehmen, es kann verdunsten und die Gestalt von Nebel annehmen, durch den man hindurch schreiten kann. Für die Visualisierung dieses Erlebens eine Form zu finden, habe ich mich seit meinem Studium beschäftigt. Entsprechend den drei Aggregatzuständen der Raummaterie (fest, flüssig, gasförmig) habe ich drei Formkategorien gesetzt: 1. massive Formen, 2. Gitterformen, U-Formen und T-Formen, 3. Flächen und Lineamente.
Mein erster Versuch war die Stahlkonstruktion „Skulptur OD“ 1977 (für Ottomar Domnick), in der jede Formgruppe die gleiche Masse aufweist. Dem gleichen Prinzip folgend sind viele kleine Skulpturen mit dem Titel „Raum-Masse“ entstanden (1979–1987). Ein Höhepunkt waren die Zyklen „Vom Lineament zum Volumen über Flächen in den Raum“ (1987-2006). Es folgten die farbigen Skulpturen „Cube en fleur“ (1995) und „Cube imaginaire“ (2000).
Einen weiteren und, wie ich glaube, wichtigen Schritt auf dem Weg, Raummaterie als Skulptur darzustellen, habe ich mit der Stahlkonstruktion „Sublimation I“ (2010-2012) unternommen. Das Volumen der einzelnen Formen habe ich von unten nach oben reduziert. Durch verschiedene Stähle und unterschiedliche Oberflächenbehandlung habe ich den Ausdruck der Reduktion gesteigert: Stahl (schwarz), Cor-ten Stahl (rostig), Kesselblech (geringer rostig), Edelstahl (matt), Edelstahl (geschliffen), Edelstahl (poliert). Durch die spiegelnde Oberfläche wurde die oberste Form optisch entmaterialisiert und ein Übergang zu Luft, Wolken und Licht gebildet.